Rezidivierendes Hornhautepithel-Erosionssyndrom
Ätiologie
Rezidivierender Zusammenbruch des Hornhautepithels aufgrund defekter Adhäsion an der Basalmembran
Prävalenz am größten zwischen dem dritten und vierten Lebensjahrzehnt
Ausgangsursache kann ein Trauma gewesen sein, aber auch eine zugrundeliegende epitheliale Dystrophie kann vorliegen
Die Wiederherstellung der epithelialen Basalmembran und des zugehörigen epithelialen Adhäsionskomplexes dauert etwa drei Monate, wenn sie weitgehend ungestört ist
Prädisponierende Faktoren
Vorgeschichte eines oberflächlichen Traumas (kommt in ca. einer von 150 Fällen traumatischer Hornhautabschürfungen)
Hornhautdystrophie (insbesondere Epithelial Basement Membrane Dystrophy )
Posteriore marginale Blepharitis (Meibomsche Drüsenfehlfunktion)
Dry Eye Disease
Diabetes
Vorherige refraktive Chirurgie (insbesondere PRK)
Symptome
Einseitiger scharfer Schmerz, typischerweise plötzliches Auftreten beim Aufwachen und Öffnen der Augen; kann den Patienten auch mitten in der Nacht aufwecken
Gefühl, als ob das Augenlid am Augapfel klebt
Tränenfluss
Fotophobie
Schwarzsehen
Kann über Wochen, Monate oder Jahre
Anzeichen
Epithelerosion (meist inferiore Hornhaut)
- färbt sich mit Fluorescein
- ‚lose‘ Ränder, ‚verrutschter Teppich‘-Erscheinung
Intraepitheliale Mikrozysten
Mildes stromales Ödem
NB: Beide Augen auf Anzeichen einer Hornhautdystrophie untersuchen
Differenzialdiagnose
Herpes simplex Keratitis
Expositionskeratopathie
Andere Hornhautdystrophien mit epithelialen Manifestationen
Kontaktlinsen-verwandte Epithelerkrankungen
Behandlung durch Optometristen
Praktiker sollten ihre Grenzen erkennen und, wenn nötig, weiteren Rat einholen oder den Patienten an einen anderen Arzt überweisen
Nicht pharmakologisch
Bandage-Kontaktlinsen (obwohl Studien nahelegen, dass Bandage-Linsen der alleinigen Schmierung gleichwertig sind)
(GRADE*: Evidenzgrad=niedrig, Empfehlungsstärke=schwach)
Pharmakologisch
Milde Fälle:
Augengleitmittel
- künstliche Tränen (vorzugsweise unkonserviert) häufig am Tag
(GRADE*: Evidenzgrad=niedrig, Empfehlungsstärke=stark)
- unmedikamentöse Salbe (z.z.B. Einfache Augensalbe) vor dem Schlafengehen – sollte für mindestens 3 Monate ab dem Datum des letzten Rezidivs fortgesetzt werden (eine Studie zeigte jedoch, dass die Verwendung von nicht medikamentöser Salbe in der Nacht für zwei Monate nach traumatischen Hornhautabschürfungen zu verstärkten Symptomen von rezidivierenden Hornhauterosionen führte)
(GRADE*: Evidenzgrad=niedrig, Empfehlungsstärke=schwach)
- Überprüfung in monatlichen Abständen für drei Monate. Dem Patienten raten, wiederzukommen/ weitere Hilfe zu suchen, wenn die Symptome fortbestehen
Schwerere Fälle mit großflächigem Epithelverlust:
- Zykloplegikum (z.B. gutt. Cyclopentolat 1%), um Pupillenkrampf zu verhindern
- antibiotische Salbe (z.B. oc. Chloramphenicol 1.0%)
(GRADE*: Evidenzgrad=niedrig, Empfehlungsstärke=stark)
- In Fällen, die auf konservative Maßnahmen nicht ansprechen, sollte ein 12-wöchiger Versuch mit einem oralen Tetracyclin erwogen werden
(GRADE*: Evidenzgrad=mäßig, Empfehlungsstärke=schwach)
- Das Aufkleben des Auges verbessert die Behandlung von einfachen Hornhautabschürfungen nicht
(GRADE*: Evidenzgrad=hoch, Empfehlungsstärke=stark)
Behandlungskategorie
B2: Linderung/Palliation, normalerweise keine Überweisung
Wenn persistierend oder wenn Defekt groß und instabil:
B1: Mögliche Verschreibung von Medikamenten; routinemäßige Überweisung
Mögliches Management durch den Augenarzt
Für diejenigen, die nicht auf die medikamentöse Therapie ansprechen, werden verschiedene Interventionen eingesetzt, obwohl es nur wenige qualitativ hochwertige Belege für deren Wirksamkeit gibt:
- Débridement des losen Epithels
- Excimer-Laser-Photo-therapeutische Keratektomie
- Mikropunktur mit Injektionsnadel oder YAG-Laser
- ‚Alkohol-Delamination‘
- Diamantfräsen-Polieren der Bowman-Membran
Evidenzbasis
*GRADE: Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation (www.gradeworkinggroup.org)
Evidenzquellen
Diez-Feijóo E, Grau AE, Abusleme EI, Durán JA. Klinische Präsentation und Ursachen des rezidivierenden Hornhauterosionssyndroms: Review von 100 Patienten. Cornea. 2014;33:571-5
Lim CH, Turner A, Lim BX. Patching for corneal abrasion. Cochrane Database Syst Rev. 2016;7:CD004764
Miller DD, Hasan SA, Simmons NL, Stewart MW Recurrent corneal erosion: a comprehensive review. Clin Ophthalmol. 2019;13:325-335
Mencucci R, Favuzza E. Management of recurrent corneal erosions: are we getting better? Br J Ophthalmol. 2014;98:150-1
Watson SL, Leung V. Interventions for recurrent corneal erosions. Cochrane Database Syst Rev. 2018;7:CD001861
Zusammenfassung in Leichter Sprache
Bei dieser Erkrankung bricht die Oberflächenhaut der Hornhaut (das klare Fenster des Auges) ein, was zu starken Schmerzen, Wasserlassen und manchmal verschwommenem Sehen führt. Dies kann passieren, wenn der Patient nach dem Schlaf aufwacht. Es kann auf eine vorangegangene leichte Verletzung (Hornhautabschürfung) oder auf eine als Dystrophie bekannte Erkrankung zurückzuführen sein, bei der die Oberfläche der Hornhaut ungewöhnlich empfindlich ist. Der Zustand kann sich über Wochen oder Monate wiederholen. Sie wird behandelt, indem die Reibung zwischen dem Auge und den Augenlidern mit schmierenden Tropfen und/oder Salben reduziert wird, um die vollständige Heilung der Augenoberfläche zu fördern. Manchmal sind weitere Maßnahmen erforderlich, zum Beispiel eine spezielle Kontaktlinse, die als Verband angelegt wird, eine kleine Operation oder eine Lasertherapie.